SONNTAG, 23. Dezember 2001, 23:00. - 24:00, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST



Soundcard III

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2001: A Brass Odyssey

von / by Aleksandar Lukic

PROJECT PAGE

Curated by Aleksandar Vasiljevic



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Dauer: 51'00"
A CASSETTE OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"

Dieses Stück ist dem Festival für Folk Brass Bands in Gucha, einer kleinen Stadt in Zentral Serbien gewidmet.Wenn es das Festival nicht geben würde, hätten wenige Menschen je von dieser kleinen Stadt gehört. Es gibt wirklich nicht viel zu sehen, außer einige bedeutungslose Fabriken, einige Wohnsiedlungen und viele Privathäuser.

Trotzdem, jedes letzte Wochenende im August (inklusive Freitag), verwandelt sich Gucha zu einem Treffpunkt dutzender Brass Bands aus ganz Serbien.

Offiziell ist das Festival in Form eines Wettbewerbs für die beste Band, den besten Trompeter, den besten Schlagzeugspieler, usw. organisiert, doch das ist nicht der unvergesslichste Teil davon. Der Wettbewerb selbst dauert einige Stunden und ist straff organisiert: Bands spielen Grundmelodien des serbischen Musikerbes und werden von einer Jury beurteilt und gereiht. Was einen wirklich nach Gucha kommen lässt und man es nie wieder vergisst, ist der unglaubliche "Level von Sound", der in jedem Winkel der Stadt präsent ist. Drei Tage und Nächte spielen die Bands in der ganzen Stadt und die Ohren der Besucher sind bald übersättigt vom konstanten Schlagen der Basstrommeln und dem Blasen der Trompeten, der Hörner und Tubas, - keine Saxophone!

1994 besuchte ich Gucha das erste Mal, die darauf folgenden Jahre habe ich versucht meine akustischen Eindrücke während dieses 72 Stunden Sound Durcheinanders aufzunehmen. Ich schaffte es nie. So gut ein Mikrofon auch war, die Lautsprecher konnten die Vielfalt an "angenehmen Lärm" nicht reproduzieren, die ich festzuhalten versuchte.

Als Aleksandar Vasiljevic mich einlud am Projekt Soundcard teilzunehmen, erwähnte er als Denkanhaltspunkt für mein Stück den Eiffelturm in Paris. Wir folgerten, dass die beeindruckende Grösse des Turmes nicht in Form einer Postkarte festgehalten werden kann. Um die Erfahrung machen zu können, muss man vor Ort sein. Trotzdem schicken wir unseren Freunden Postkarten - nicht um unsere Erfahrungen zu vermitteln - lediglich um zu informieren: wir sind "immer noch irgendwo".....und sagen ihnen wohin sie gehen sollen, wenn es ihre Füsse (Ohren) in die Ferne treibt.....

Dieses Jahr fuhr ich nach Gucha und versuchte nicht auf die überall gegenwärtige Audioscape (was offensichtlich ist), sondern auf andere Klangaspekte, die immer anwesend und bis jetzt von den meisten Zuhörern vor Ort ignoriert wurden, zu achten.

Wenn ich versuchen würde im Soundcard Paradigma zu bleiben, dann würde ich schreiben:

Liebe/r ....,
Ich schicke dir nicht das ganze Bild (es wäre zu gross), aber hier sind die Details. Wenn du in Zukunft Zeit hast, kannst du kommen und sie live sehen (zusammen mit dem Ganzen).
Aleksandar Lukic

P.S.: Ich bin mir ziemlich sicher, dass Jazz auf gleiche Weise erfunden wurde.


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