SONNTAG, 2. Dezember 2001, 23:00. - 24:00, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST


FREQUENCiTY I

curated by Steve Bates


"Still Space, dead air" a series for FREQUENCitY (Part 1 of 6)
British Telecom Tower, London

by/von Germaine Koh


"Songs the City Sang: Halifax"

part of "FREQUENCiTY"

Songs the City Sang: Halifax - part of FREQUENCiTY

by/von Steve Heimbecker



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Dauer: 34'29"
A CASSETTE OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"

[project page]

Das Stück Songs the City Sang: Halifax von Steve Heimbecker entstand im Zuge eines Artist in Residence Aufenthaltes im Center for Art Tapes in Halifax. Es ist ein Stück für 4 Kanäle, das auch im März diesen Jahres als Konzert imRahmen des Earful Audio Art Festival aufgeführt wurde.

Mit Songs the City Sang: Halifax entwirft Steve Heimbecker sozusagen eine akustische Landkarte der Stadt. Als kompositionelle Struktur diente ihm dabei die Zitadelle. Sie hat 8 Punkte. Heimbecker hat von diesen Punkten ausgehend Strecken in die Stadt hinein konzipiert, immer dort wo er zum ersten Mal an eine Straßenkreuzung gestoßen ist, hat er Aufnahmen gemacht, die er schließlich jeweils zu einer Surroundsound-Aufnahe zusammengefügt hat. Daraus ist eine Collage entstanden, die es dem Zuhörer gewissermaßen ermöglicht an allen 8 Orten gleichzeitig zu sein. Nicht nur der dort herrschende Verkehr, sondern auch das Wasser würden dabei dem Stück seinen Rythmus geben.

Autos mögen zwar überall gleich klingen, so Steve Heimbecker, aber es seinen eben nicht die Autos, die ihn interessieren würden, sondern die Art und Weise, wie sie gefahren werden. Feinheiten wie diese geben dem Stück seinen unverwechselbaren Charakter. Oder etwa auch die Reaktionen von Leuten, die Heimbecker - während dieser gerade Aufnahmen machte - fragten, was er denn hier tun würde. Sound wohnt eine architektonische Struktur inne. Heimbecker interessiert sich dafür wie sich Sound etwa an einer Straßenecke Stück für Stück ineinanderfügt, welche akustische Form er annimmt. Es ist eben ein Unterschied ob man sich in weitläufigem Gebiet befindet, oder auf engem Raum, ob man seine Aufnahmen auf einem Friedhofsgelände, oder mitten in der Großstadt macht. Indem er Surroundsound-Technologie verwendet, versucht Steve Heimbecker vorallem den ihn umgebenden Raum einzufangen. Der Sound ist sozusagen das Fortbewegungsmittel, mit dem sich Heimbecker durch den Raum bewegt. Es sei wie mit der Kaffeetasse, normalerweise ist man am Kaffee interessiert, nicht an der Tasse. Bei Steve Heimbecker ist das umgekehrt.

Die Tendenz, so Steve Heimbecker, weist dahin, dass Soundart oft von Leuten gemacht wird, die sich eben nicht musikalischer Strukturen bedienen. Musiker etwa der Elektroakustik hätten einen anderen Zugang, obwohl es natürlich eine Vielzahl von Projekten gibt, die den musikalischen und den bildenden Bereich miteinander verbinden. Auch der konzeptionelle Hintergrund von Audioart ist oft ein anderer, als der von Musik. Audioart beschäftigt sich oft mit der Geschichte der Wahrnehmung, der Skulptur, der Performancekunst, mit der Geschichte von Fluxus und Dada. Audioart bezieht sich also mehr auf die Geschichte der bildenden Kunst der letzten 100 Jahre und auch auf Radiokunst.

Auch Steve Heimbecker kommt ursprünglich aus dem Bereich der bildenden Kunst. Er hat gemalt und war als Bildhauer tätig. Auch in seiner Arbeit mit Sound wollte er letztendlich immer Skulpturen schaffen, erzählt Heimbecker. Dabei interessiere er sich für Audiosysteme die den Zuhörer in eine Soundstruktur einbetten, den Zuhörer mit Sound umschließen. Video ist linear, aber mit Sound kann man einen multidimensionalen Raum kreieren. Man kann nicht in 4 Richtungen gleichzeitig schauen, aber man kann gleichzeitig in 4 Richtungen hören. Das, so Steve Heimbecker, sei das Schöne an der Arbeit mit Sound.

Die Radiokunst in Kanada wächst ständig, so der Radiokunst-Pionier Steve Heimbecker, vorallem im Osten des Landes gibt es bereits eine lange Tradition. In der letzten Zeit widmen sich auch immer mehr Platten-und CD-Labels der Radiokunst. Auch die Radiostationen geben ihr mehr Raum. Der nächste Trend, denkt Heimbecker, wird in Richtung DVD und Surroundsound gehen und er freut sich schon darauf, wenn es dann endlich erschwindliche Geräte auf dem Markt gibt, mit denen es auch dem ganz normalen Radiohörer möglich ist, seine Arbeit in ihrer gesamten Vielschichtigkeit zu hören. Bis dahin wird es vermutlich noch ein wenig dauern. Trotzdem bietet das Stück Songs the City Sang: Halifax auch auf einem ganz bescheidenen Küchenradio einen Eindruck von der Tiefe und Breite des Klangraumes Halifax.


Interview mit Steve Heimbecker realaudio




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