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Das Stück Songs the City Sang: Halifax von
Steve Heimbecker entstand im Zuge eines Artist in
Residence Aufenthaltes im Center for Art Tapes in
Halifax. Es ist ein Stück für 4 Kanäle,
das auch im März diesen Jahres als Konzert
imRahmen des Earful Audio Art Festival aufgeführt
wurde.
Mit Songs the City Sang: Halifax entwirft Steve
Heimbecker sozusagen eine akustische Landkarte der
Stadt. Als kompositionelle Struktur diente ihm dabei
die Zitadelle. Sie hat 8 Punkte. Heimbecker hat von
diesen Punkten ausgehend Strecken in die Stadt hinein
konzipiert, immer dort wo er zum ersten Mal an eine
Straßenkreuzung gestoßen ist, hat er
Aufnahmen gemacht, die er schließlich jeweils zu
einer Surroundsound-Aufnahe zusammengefügt hat.
Daraus ist eine Collage entstanden, die es dem
Zuhörer gewissermaßen ermöglicht an
allen 8 Orten gleichzeitig zu sein. Nicht nur der dort
herrschende Verkehr, sondern auch das Wasser
würden dabei dem Stück seinen Rythmus
geben.
Autos mögen zwar überall gleich klingen,
so Steve Heimbecker, aber es seinen eben nicht die
Autos, die ihn interessieren würden, sondern die
Art und Weise, wie sie gefahren werden. Feinheiten wie
diese geben dem Stück seinen unverwechselbaren
Charakter. Oder etwa auch die Reaktionen von Leuten,
die Heimbecker - während dieser gerade Aufnahmen
machte - fragten, was er denn hier tun würde.
Sound wohnt eine architektonische Struktur inne.
Heimbecker interessiert sich dafür wie sich Sound
etwa an einer Straßenecke Stück für
Stück ineinanderfügt, welche akustische Form
er annimmt. Es ist eben ein Unterschied ob man sich in
weitläufigem Gebiet befindet, oder auf engem Raum,
ob man seine Aufnahmen auf einem Friedhofsgelände,
oder mitten in der Großstadt macht. Indem er
Surroundsound-Technologie verwendet, versucht Steve
Heimbecker vorallem den ihn umgebenden Raum
einzufangen. Der Sound ist sozusagen das
Fortbewegungsmittel, mit dem sich Heimbecker durch den
Raum bewegt. Es sei wie mit der Kaffeetasse,
normalerweise ist man am Kaffee interessiert, nicht an
der Tasse. Bei Steve Heimbecker ist das umgekehrt.
Die Tendenz, so Steve Heimbecker, weist dahin, dass
Soundart oft von Leuten gemacht wird, die sich eben
nicht musikalischer Strukturen bedienen. Musiker etwa
der Elektroakustik hätten einen anderen Zugang,
obwohl es natürlich eine Vielzahl von Projekten
gibt, die den musikalischen und den bildenden Bereich
miteinander verbinden. Auch der konzeptionelle
Hintergrund von Audioart ist oft ein anderer, als der
von Musik. Audioart beschäftigt sich oft mit der
Geschichte der Wahrnehmung, der Skulptur, der
Performancekunst, mit der Geschichte von Fluxus und
Dada. Audioart bezieht sich also mehr auf die
Geschichte der bildenden Kunst der letzten 100 Jahre
und auch auf Radiokunst.
Auch Steve Heimbecker kommt ursprünglich aus
dem Bereich der bildenden Kunst. Er hat gemalt und war
als Bildhauer tätig. Auch in seiner Arbeit mit
Sound wollte er letztendlich immer Skulpturen schaffen,
erzählt Heimbecker. Dabei interessiere er sich
für Audiosysteme die den Zuhörer in eine
Soundstruktur einbetten, den Zuhörer mit Sound
umschließen. Video ist linear, aber mit Sound
kann man einen multidimensionalen Raum kreieren. Man
kann nicht in 4 Richtungen gleichzeitig schauen, aber
man kann gleichzeitig in 4 Richtungen hören. Das,
so Steve Heimbecker, sei das Schöne an der Arbeit
mit Sound.
Die Radiokunst in Kanada wächst ständig,
so der Radiokunst-Pionier Steve Heimbecker, vorallem im
Osten des Landes gibt es bereits eine lange Tradition.
In der letzten Zeit widmen sich auch immer mehr
Platten-und CD-Labels der Radiokunst. Auch die
Radiostationen geben ihr mehr Raum. Der nächste
Trend, denkt Heimbecker, wird in Richtung DVD und
Surroundsound gehen und er freut sich schon darauf,
wenn es dann endlich erschwindliche Geräte auf dem
Markt gibt, mit denen es auch dem ganz normalen
Radiohörer möglich ist, seine Arbeit in ihrer
gesamten Vielschichtigkeit zu hören. Bis dahin
wird es vermutlich noch ein wenig dauern. Trotzdem
bietet das Stück Songs the City Sang: Halifax auch
auf einem ganz bescheidenen Küchenradio einen
Eindruck von der Tiefe und Breite des Klangraumes
Halifax.
Interview mit Steve
Heimbecker
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