SONNTAG, 25. Juni 2000, 23:00. - 24:00, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST



FRÜHE RADIOARBEITEN VON IAN MURRAY.





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Dauer: 53'51"
A CASSETTE OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"


Die Gestaltung des Mediums Radio durch bildende Künstler hat in Kanada lange Tradition. Bereits in den 70er Jahren war die nicht kommerzielle Radiolandschaft, insbesondere der Sektor der Community- und Universitätsradios, sehr differenziert und ausgeprägt. Ein Umstand der unter anderem auch Künstlern und Künstlerinnen die Möglichkeit bot, mit dem Medium Radio zu experimentieren. Zu den wichtigsten Pionieren der kanadischen Radiokunstszene zählt Ian Murray. Er war einer der Ersten die erkannten, dass Kunst im Radio mehr bedeuten konnte und musste, als die bloße Wiedergabe eines vertonten Kunstwerkes.

Vor allem KünstlerInnen, die ursprünglich aus dem bildenden Bereich kommen, so Ian Murray, interessieren sich für die Strukturen die hinter den Radioprogrammen liegen. Mit seinem Projekt "Radio by Artists" versuchte Murray dieser sich Ende der 70er Jahre immer stärker herausbildenden Kunstrichtung zu mehr Popularität zu verhelfen. Von 1978 bis 1980 produzierte Murray insgesamt zehn Tonbandkassetten mit Arbeiten bildender KünstlerInnen für und mit dem Medium Radio. Kopien für Radiostationen wurden gerne aber nur dann angefertigt, wenn die verantwortlichen Redakteure garantieren konnten, dass die jeweilige Tonbandkassette auch wirklich gesendet würde. Verschenkt wurde auch nichts. Ian Murray war sich nämlich bereits Ende der 70er Jahre bewusst, dass es mit der zunehmenden Auflösung des Werkbegriffes für KünstlerInnen immer schwerer werden würde, einen entsprechenden Lohn für ihre Arbeit zu erhalten. Dieser Entwicklung versuchte der kanadische Künstler, der sich schon damals mit Fragen der Copyright-Regelung auseinandersetzte entgegenzusteuern.

Ian Murray: "Jede einzelne Künstlerarbeit unternahm den Versuch, den normalen Fluß des Radioprogramms zu unterbrechen oder in eine andere Richtung umzuleiten, um die Leute auf das aufmerksam zu machen, was die Radioleute gewöhnlich von den Hörern fernhalten. Die Intention der meisten Radioprogramme ist es ja, den Hörer vergessen zu lassen, daß er Radio hört. Er soll sich vielmehr z.B. in ein Gespräch miteinbezogen oder sich als Teil eines immer weiter fließenden Stromes fühlen. Die Künstler arbeiten natürlich in die entgegengesetzte Richtung."

"Was mich an der Arbeit bildender Künstler mit dem Medium Radio interessiert ist, dass es ihnen nicht so sehr darauf ankommt, eine vorgefertigte Information unter die Leute zu bringen, sondern vielmehr auf die formale Innovation die daraus resultiert, das Medium selbst zu benützen. Es kommt ihnen auf die Analyse des Sendsystems an."

"Radio by Artists" und frühe eigene Arbeiten von Ian Murray sind auch derzeit in der Ausstellung "RE-PLAY. Anfänge internationaler Medienkunst in Österreich" zu sehen. Im dieswöchigen Kunstradio hören Sie, neben einem Interview mit dem Künstler Ausschnitte aus: "Top Song", "Keeping on Top of the Top Song", "Raduis Etch-Flock Repetition", "Studies Towards a Northern Service" und "Tutorial". Die beiden letztgenannten Arbeiten wurden auch im Rahmen von "Radio by Artists" distribuiert.





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