Metamorphin A
MUSIK
- Rockgesang: Der Gesang bewahrt bei Schubert , trotz aller Raffinesse der Melodik, stehts die Nähe zum Volkslied.Es bedarf keiner ausgebildeten Stimme, nicht der Kunstgesang kann von der Verzweiflung,von der Trauer und von der Lust erzählen, sondern nur eine Stimme die ihre natürliche Rauheit behalten hat.
Keine Virtuosität, keine Kunstfertigkeit ,darf sich zwischen das Lied und den direkten Ausdruck stellen. (z.B. 1-24 Metamorphosen aus Schubert's Winterreise)
- Übermalung: teilweises oder gänzliches Abdecken des Schubert'schen Originals (auch der Stimme)durch einen geräuschartigen Sound. (z.B. Erstarrung 4)
- Sound:Die Klavierbegleitung der Winterreise geht über die, zu Schubert's Zeit und auch bei ihm selbst übliche Funktion, weit hinaus. Sie verschmilzt und kontrastiert mit der Stimme, alle Farben und Schattierungen des Instruments auslotend.Für mich bedeutet dies folgerichtig eine Übertragung der Begleitung auf das Keyboard mit Nutzung aller Soundmöglichkeiten von Sampler und Synthesizer.
Die originale Klavierstimme wird durch Verwendung eines speziellen Sounds in Ihrer Struktur und Farbe verändert und/oder verstärkt.(z.B. Der Leiermann 24)
- Polyrhythmik:Das rhythmische Element in der Winterreise
wird in der herkömmlichen Aufführungspraxis
stark vernachlässigt.Ich glaube, daß Schubert
durchaus ( unter Ermangelung eines passenderen Ausdrucks
in der klassischen Musiktheorie)"groovende"
Musik geschrieben hat.Die Einbeziehung afrikanischer
und afro-amerikanischer Elemente erscheint mir als
natürliche Konsequenz. Polyrhythmische Elemente
aus dem Original werden zum tragenden und bestimmenden
Element einer verwandelten Version. (z.B. Wasserflut 6)
- E-Gitarre: Die E-Gitarre als Ausdrucksmittel für
Zorn,Schmerz,Wut und Verzweifelung, wird als Sample
zum Katalysator einer Wandlung der Artigkeit des Schubert'schen
Originals zu einer wiedererkennbaren Wildheit. (z.B. Der stürmische Morgen 18)
- Popsong: Schubert's Lieder sind, in die Gegenwart
übertragen, Pop-Songs. (z.B. Gute Nacht 1)
Metamorphin B
ZEIT/RAUM
- Niemandsland: Ich halte die Auswahl des Aufführungsortes,
für sehr wichtig, um diese Form des ausgesetzt
Seins , des aussätzig Seins, erlebbar zu machen.Der
Ort muß die Bezeichnung Niemandsland tragen können.
Ob es zwischen zwei Ländern liegt, oder zwischen
zwei Fahrbahnstreifen ist zweitrangig. So ungewöhnlich
es ist, daß sich ein Mensch dort aufhält,
muß er doch für möglichst viele gut
sichtbar sein. Am besten wäre es ,wenn er von
Vielen mit dem Auto passiert wird.
- Wellen: Die Einsamkeit der Winterreise ist in einer
Zeit der globalen medialen Vernetzung nicht mehr
erlebbar.Die Einsamkeit ist öffentlich geworden.
Sie ist unendlich größer geworden, weil
sie ihrer Intimität beraubt worden ist. Es gibt
keinen einsamen Wanderer in der Natur mehr. Er ist,wenn
gerade von nichts anderem, doch zumindest von Wellen
umgeben. Nirgends geschützt, überall erreichbar.
Das musikalische Geschehen, soll auf möglichst
breitem Frequenzspektrum live gesendet werden, sodaß
alle Autofahrer die sich nähern in ihren Radios
,ob sie wollen oder nicht mit der Musik konfrontiert
werden, die sie kurz darauf am Straßenrand gespielt
sehen.
|