Ausgangspunkt für diese radiophone Arbeit ist die Biofeedback-Installation "Wortstaub Partikelwelt" von A. Sodomka, M. Breindl und N. Math, die im Oktober 1998 im Museum für Wahrnehmung in Graz präsentiert wurde. Die Installation war Teil der von Petra Ganglbauer konzipierten zyklischen Veranstaltungsserie "Der Springende Punkt". Ein wesentliches Element bilden dabei zwei Textstränge, die von Petra Ganglbauer und Peter Pessl verfasst wurden: Texte, die sich aufeinander beziehen und zugleich inhaltlich wie formal divergieren. Diese gesprochenen Texte wurden in der Installation durch Granularsynthese in Echtzeitprozessen in Sprachpartikel variabler Länge zergliedert und permanent neu zusammengesetzt. Das Ergebnis: neue Texturen, deren Muster aus kurzen Klangereignissen (Pausen, Atemgeräusche) entstehen, sich durch Phoneme und sprachliche Nebengeräusche (z.B. hauchen oder zischen) verdichten und sich schliesslich zu Silben, Wortteilen, Worten, Satzteilen und ganzen Sätzen verweben . Ausgelöst wurde dieser Prozess der Textverarbeitung der besonderen Art durch Körperdaten des Publikums: Ein multifunktionaler Fingersensor übertrug Hautleitwert und Pulsfrequenz von BesucherInnen des Museums für Wahrnehmung an ein computerunterstütztes Biofeedback-System und steuerte damit sowohl die Klangverteilung im achteckigen Raum als auch die Transformation der Texte von P. Ganglbauer und P. Pessl. Der Grad von Konzentration und Entspannung (messbar z.B. durch Pulsfrequenz) bestimmte, in welchem Ausmass die beiden Textstränge zerplittert und akustisch-räumlich verteilt wurden. Auf diese Klang-und Sprachgebilde, die dabei im Raum in Umlauf gesetzt wurden, reagierten die BesucherInnen mittels gleichbleibender oder geänderter Körperdaten, die wiederum das Klang- und Textgeschehen im Raum beeinflussten und vice versa.
Eine Feedbackschleife entstand, in der Sprache und Bio-Daten in Form von
immer neuen Modulationen und Veränderungsprozessen ständig aufeinander
reagierten und Loops bildeten. Ein Wechselprozess, der solange
fortgesetzt werden kann, bis sich eines der Elemente dem Wirkungsbereich
des anderen entzieht.
SOUNDSAMPLE Radio ist im Gegensatz zu den Biofeedbackinstallationen von ALIEN PRODUCTIONS kein Feedbackmedium. Dort wo in den Installationen die wahrnehmbaren Ereignisse erst aus der Interaktion zwischen den sich andauernd verändernden menschlichen Bio-Daten und Echtzeitprozessoren entstehen, bleiben dem Broadcastmedium Radio nur - von HörerInnen unbeeinflussbare - akustische Ereignisse. So haben die AutorInnen für die radiophone Umsetzung eine weitere Spur der Transformation entworfen: neben der Radiokomposition als dritte Spur einen "virtuellen Körper", der der Übertragung aufmoduliert wird. Diese dritte Spur können Sie empfangen, indem Sie diese Sendung mit Kopfhörern hören. Sie entsteht durch Stimulation des Gehirns ("Brainwave Syncronizer"), die, je nach der Art der Modulation, vier verschiedene Zustände zwischen Aufmerksamkeit und Entspannung hervorrufen kann.
Diese Stimulation wird durch spezielle Laufzeitverzögerungen der beiden
Stereospuren erzeugt. Sie entsteht nicht, wenn sie "Wortstaub
Partikelwelt" mono oder über Lautsprecher hören.
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