17. Dezember 1998, 22.15. - 22.55, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST



DISLOCATION


von Petra Ganglbauer


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Impetus für das Thema dieses Stücks für KUNSTRADIO on air und KUNSTRADIO im Internet/Real Audio sind die autobiografischen Lebens-und Arbeitsbedingungen der Autorin, die zwischen zwei Wohnsitzen - nämlich der Großstadt Wien und ihrem Haus am Schöckl, einem 1400 m hohen steirischen Berg - pendelt. Die Folgewirkungen des ständigen Pendelns zwischen den beiden akustisch und visuell extrem unterschiedlichen locations beschäftigen die steirisch-wienerische Literatin und Medienkünstlerin seit langem, wie sie sagt: "Die unausgesetzte Bewegung, die sich aus dem permanenten Ortswechsel ergibt, führt dazu, daß sich die eigene physische Präsenz nirgendwo zu verdichten vermag. Auf diesen Zustand nimmt auch der Titel des Stücks Bezug: dieser Begriff meint Nichtörtlichkeit, Auflösung der lokalen Präsenz, aber auch Präsenz der Absenz".

Ihr Stück "Dislocation" macht dies auf sprachlicher und klanglicher Ebene nachvollziehbar. Der Wechsel zwischen Land und Stadt, die Kurzfristigkeit von Begegnungen wird durch Geräusche und Sprachcluster angedeutet und reflektiert. Stadt und Land sind die Pole, zwischen denen sich ein Körper bewegt. Der Körper (der Reisenden) bildet die Brücke, die Verbindung zwischen Urbanität und Ruralität, wobei diese beiden Pole in einem scheinbar antagonistischen Verhältnis zueinander stehen. Aufmerksamen HörerInnen wird jedoch nicht entgehen, daß auch in urban definierten Klängen und Textpartikeln "Ländliches" zum Ausdruck kommt und vice versa: "Das Abwesende macht sich durch geringste Spuren bemerkbar", erläutert die Autorin diese Interferenzen. Die unterschiedlichen Klangfelder durchwirken einander, sie beeinflussen, unterbrechen und ergänzen sich. Im einen ist stets auch das andere spür-und hörbar.

Zur Herausarbeitung der beiden Ebenen verwendet P. Ganglbauer verschiedene akustische Sprach-und Klangaufnahmen. Die Stadt spricht die klare, einfache Sprache der Urbanität. Körper (weibliche Stimme) und Architektur (männliche Stimme) artikulieren sich in Form eines Dialogs. Der Geräuschpegel der Stadt, verursacht durch die dräuende Permanenz von Verkehrsgeräuschen, wird von Cymatics-Sequenzen (Schwingungsresonanzen, die in der Alternativmedizin verwendet werden) dargestellt. Dem gegenüber steht das akustische Ambiente des Landlebens, das bspw. durch Geräusche einer Milchzentrifuge und anderen landwirtschaftlichen Geräten repräsentiert wird. Gängige Geräusch-Klischees von Ländlichkeit werden hingegen vermieden. Die Sprache der Ruralität wird von der Autorin als "elementarer, rudimentärer und reduzierter" beschrieben und in Form von verbalen Sprengseln, Versatzstücken und einzelnen Wörtern wiedergegeben.




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