14. Mai 1998

KUNSTRADIO



"LA PARATA"

Eine Radiokomposition

von
Arsenije Jovanovic & Ilinka Colic


Commissioned by KUNSTRADIO for "Recycling the Future"
Produced by Adriatic Sound Factory with Radio B92


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A CASSETTE OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"


LA PARATA is a psycho-acoustic autopsy of some famous - but also of some less known - speeches chosen from the rich political history of Europe, presented in an unorthodox form of "march".
    March No 1: Marching Song of the Slaughtered Pig across the Red Market

    March No 2: The Fair of the Gluttons and Flattering to the birds

    Voices: Mussolini, De Gaulles, Tito, Hitler, Breznev, Lenin, Birds, One less famous Donkey, People, a Happy Child


Wie bereits in anderen Werken von Arsenije Jovanovic (z.B. "Concerto Grosso Balcanico", 1993 auch auf CD erschienen) geht es dem Autor auch in "La Parata" nicht um eine Illustration des Krieges oder der politischen Gewalt, sondern "um die (mittels Radiotechnik bewirkte) Transposition der rohen und naturalistischen (akustischen) Wirklichkeit in den Bereich der Poesie des Klanges, in einen Bereich also, in dem andere Gesetze herrschen". Akustische Äußerungen von Krieg und Gewaltherrschaft werden zu "musikalischen Zeichen, die sich einerseits von ihrem Urspung ablösen" (Jovanovic) und andererseits dennoch eine innere, verborgene Verbindung zur Quelle des klanglichen Rohmaterials (z.B. Propagandareden, Kriegsmärsche, etc.) beibehalten, so daß sie im Unterbewußtseins der HörererInnen eine entsprechende Wirkung entfalten.

In "La Parata" entstehen durch die Bearbeitung der historischen Tondukumente (Transposition) verschiedene Klangbilder und Effekte, die die falsche Phraseologie, die Absurdität, die Lächerlichkeit und die Wahnwitzigkeit von Führerfiguren, Kriegshetzern und ihren Ideologien im Sinne einer "psychoakustischen Autopsie" bloßlegen. Das darin verwendete Tonmaterials stammt - wie der Untertitel bereits verrät - aus Aufzeichnungen von Propagandareden verschiedener mehr oder weniger prominenter Köpfe der europäischen Kriegs-und Führergesellschaften dieses Jahrhunderts. Sie sind in Part II und Part IV von "La Parata" als "Voices" zu hören: Stalin, Lenin und andere treten als "Masters of the Ceremony" (Part II) auf, zu den Stimmen von Mussolini, De Gaulle, Tito, Hitler, Breznew oder Lenin gesellt sich (neben Stimmen aus dem Volk) jene eines weniger bekannten Esels", wie der Autor im Untertitel sarkastisch über einen Proponenten jüngster südosteuropäischer Kriegsereignisse vermerkt (Part IV).

In ihrer psychisch-akustischen Beschaffenheit akzentuiert werden diese Stimmen (bzw. die Samples ihrer Reden) durch Marschmusik und Trommelwirbel, durch aggressive und monotone Begleitrhythmen, durch Kriegsgestampfe und andere akustische Äußerungen von Gewalt. Kontrastiert werden sie durch Sequenzen von Instrumentalmusik, Vogelgezwitscher oder durch das helle Gebimmel einer Schafherde. Aber auch in diesen scheinbar sanften Klängen schwingen - bewußt kaum wahrnehmbar - bedrohliche Anzeichen von Terror und Gewalt.


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