23. Oktober 1997

KUNSTRADIO


"Gänsefüßchen oben"


Ein Naturlautgedicht von Georg Jappe



Technik: Martin Leitner

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A CASSETTE OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"
Der "Langstreckenflug" bzw. Zugweg eines Vogels, die Wanderung eines Menschen quer durch die Kontinente wird von Georg Jappe in diesem letzten seiner Naturlautgedichte akustisch nachgezeichnet. Auf dieser Reise von Afrika nach Spitzbergen und zurück bis Sizilien werden wir Ohrenzeugen von so manchen akustischen Ereignissen, für deren radiophone Rekonstruktion der Autor ausschließlich O-Töne verwendet. Wie alle seine Naturlautgedichte besteht auch "Gänsefüßchen oben" aus Zitaten aus Natur und Gesellschaft. Wie in allen von G. Jappe verfaßten Naturlautgedichten kommt auch in diesem einer seiner elementaren Grundgedanken zum Ausdruck: die Sprache der Menschen und der Tiere - in diesem Fall der Vögel - sind als gleichwertig aufzufassen. Die geographischen Orte, an denen der Autor die Zitate der Natur und der menschlichen Gesellschaft registriert und aufzeichnet, sind zugleich Stationen und akustische Markierungspunkte auf dem Weg durch Räume, Zeiten (Jahreslauf) und - auf dem Lebensweg.

Eine Reise, die in Afrika beginnt: Man hört die Klagen eines schwarzafrikanischen Fahrers über sein von der Fähre gestürztes Auto. Weiter geht`s zu einer Oase und von dort zu einigen Naturschauplätzen im frühlinghaften Europa, an denen uns verschiedene Sing-und Wasservögel ihre Lieder darbieten. An einem Sontag landen wir auf einer gälischen Insel, begleitet von einem gälischen Kirchenchoral. Die nächste Station der Wanderung ist der nördlichste Hafen am Globus. An polaren Gestaden erwartet uns die Einsamkeit der Arktis mit ihren Krabbentauchern, den Steinwälzern, Sandregenpfeifern, Dunlin und Schneeammern. Im Tundrasommer erscheint dort jede Blüte, jedes Lebewesen als Wunder der Natur. Am Rückweg durchstreifen wir schüttere Wälder, überfliegen Meere, landen im Herbst an Orten im westlichen Europa, an denen wir wieder die Dialoge und Konferenzen unserer gefiederten Freunde zu hören bekommen, die in unseren Ohren wie Konzerte und Gesänge klingen. Nur die Blaßgänse am Niederrhein drehen erschrocken über unseren Köpfen ab.

Die letzte Etappe führt uns zu einem Markt im Süden mit seinem lauten Geschrei. Von dort ist es nicht mehr weit zum Endpunkt unserer Reise: das Ohr des Dionysos, jener Höhle mit ihrer seit der Antike berühmten Akustik, in der Blaumerlen und Kolkraben gurren..........

"Gänsefüßchen oben" und zwei frühere Kunstradio-Sendungen von Georg Jappe ("Von früh bis spät"/ "Ein Nachtwort") sind als Kunstradio CDs erschienen.


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