19. Juni 1997

KUNSTRADIO


"RESONATOR"
Ein interdisziplinäres Projekt on air, als Installation im ORF-Skulpturenpark Graz und online.
Idee, Konzept, Durchführung, Text: Heimo Ranzenbacher, Gerold Muhr
Systemprogrammierung: Volker Christian
Biofeedback-Adaption: Norbert Math
Webpage-Design: Horst Hörtner
Konstruktion, Gestaltung und Ton: Helmut Schäfer, Stefan Ebelsberger, Albert Moser


"Resonator" wurde als Siegerprojekt des Kunstprojektpreises "stroemung 97" der Steweag in Zusammenarbeit mit dem Ars Electronica Center realisiert. Demzufolge wird es auch im Rahmen der Ars Electronica 97 (8.9.-13.9. in Linz) eine Präsentation des Gesamtprojekts geben.

Das zentrale Thema des Projekts "Resonator" ist das Naturphänomen Erdbeben als globales Ereignis, das durch seine mediale Abbildung nur scheinbar das Ausmaß eines geographisch begrenzten Ereignisses annimmt.

Erdbeben entstehen durch unterirdische Massenverlagerungen, wobei ein Großteil der Energie als Reibungswärme freigesetzt wird. Nur ein kleiner Prozentsatz wird in seismische Energie umgewandelt und als wellenförmige Schwingungen abgestrahlt. Auch wenn sich die von Erdbeben verursachten - mitunter zerstörerischen - Folgen auf bestimmte Regionen beschränken, ist die kinetische Energie, die dabei freigesetzt wird, doch ein Phänomen des gesamten planetaren Körpers. Schwächere Erdbeben gehören zum "Alltag" auf unserem Stern: Im Schnitt ereignet sich weltweit alle zehn Minuten ein Erdbeben der Stärke 3 der 9teiligen Richter-Skala.

Das Phänomen Erdbeben unterliegt einer ständigen Beobachtung durch die globale Seismologie. Moderne digitale seismographische Stationen sind aber auch Internet-Usern zugänglich, da sie über einen mit der Datenerfassung betreuten Rechner mit Internet-Anbindung verfügen. Auf diese Weise können via Internet seismographische Daten jederzeit quasi in Echtzeit über offene Kanäle abgerufen werden. Das Internet - so Heimo Ranzenbacher - dient in diesem Fall zur Erfassung und Distribution eines globalen Phänomens.

"Resonator" bezieht sich auf allen Ebenen auf diesen Zugang zu seismographischen Stationen. Durch die weltweite Vernetzung gewinnen sie den Charakter eines globalen Informationsmediums. Ein modernes Medium, das sich von herkömmlichen Massenmedien im einem wesentlichen Punkt unterscheidet: Da es vom Ereignis Erdbeben selbst betroffen ist, erübrigt sich eine Medialisierung dieses Phänomens. Der Eindruck des beinahe Fiktiven, der durch die Berichterstattung über eine Katastrophe entsteht, unterbleibt. Erdbeben werden als reale geologische Gegebenheiten wahrgenommen.



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