22:20 - FAMILIE AUER |
"Ein Tagesverlauf wird vom Autor akustisch nachgezeichnet: Menschliche Stimmen und Laute anderer Lebewesen (Vögel, Insekten), sowie Naturklänge aus verschiedenen Gebieten Eurasiens deuten - "unserer multimedialen Zeit analog", wie G. Jappe erläutert - die Etappen eines Tages an. Geographische Räume und Grenzen werden dabei übersprungen. Für alle Momente einer Tageszeit findet er akustische Entsprechungen und Kontraste in unterschiedlichen Gegenden, unter unterschiedlichen Bedingungen des jeweiligen Umfelds für Mensch und Tier.
Den Morgen kündigt der Gesang seltener Vögel an.
Der geschäftige Nachmittag verläuft im Rhytmut einer Strafkolonie chinesischer Steinmetze, die am Turm "Zum Gelben Kranich" ihre Arbeit verrichtet. Sein akustisches Äquivalent findet dieses Wahrzeichen des klassischen China in der Rezitation der beiden berühmten Tang-Gedichte. Der Nachmittag klingt im Dorf langsam aus. In der Dämmerung sind Laute von Vögeln im Schilf zu hören: Blaukehlchen, Wasserrallen, Rohrdommeln und Drosselrohrsänger. Vogelarten, die immer seltener aufzuspüren sind. Die Nacht erleben wir in südlichen Gefielden: es ist eine Hochsommernacht, in der das Geschrei von Jungeulen in einem Wald zu vernehmen ist. Hoch über einem alten Städtchen kreisen Alpensegler, während anderswo Grillenzirpen die akustische Kulisse der nächtlichen Landschaft bildet.
1996 Calendar 1
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