KUNSTRADIO


I. "CHEKHOV ECHOS"
II. "RUST"

I. Chekhov Echoes
von
Andrew Yencken
Produktion: Andrew Yencken, 1994

PLAY
- 5' 25"


Listen


Eine Bühneninszenierung des Tschechow-Stückes "Onkel Vanya", aufgeführt vom Ensemble des Litauischen Staatstheaters im Rahmen des Adelaide Festivals 1992, inspirierte den australischen Künstler Andrew Yencken zu dieser kurzen Radioarbeit.

Nicht zuletzt war es die unter der Regie von Eimuntas Nekrosius erarbeitete bildhaft starke, witzige und manchmal launige Art der dramaturgischen Textinterpretation, die Yencken dazu motivierte, "Echos" dieser Aufführung aufzunehmen, um ihren radiophonen Nachklang zu erzeugen.

Er bat vier Schauspieler des Theaterensembles, einige Schlüsselsätze im Text, die im Stück von den von ihnen dargestellten Charakteren gesprochen werden, simultan zu rezitieren, wobei die Vortragsweise tonal abgestuft sowie unterschiedlich intensiv, dramatisch und emotional sein sollte.

Die Stimmen von Astrov, Sonja, Serebriakow und Helena werden nach einem bestimmten Variationsmuster geformt und gereiht, sodaß sie letztlich eine kontinuierliche filmische Szenenfolge bilden, deren Sequenzen akustisch wahrzunehmen sind. Die Stimmung und Musikalität der Sprache lassen ein Klang-Gedicht entstehen. Jeder Versuch einer literarischen Übersetzung wurde vom Autor bewußt vermieden.

Andrew Yencken's "Chekhov Echoes" ist eine fragile und poesiereiche Arbeit, die sich inhaltlich auf jene von Tschechow so ausdrucksstark beschriebene "alte Welt" bezieht, die sich angesichts massiver gesellschaftlicher Umwälzungen ihrem Zusammenbruch nähert. Astov's düstere Vorahnungen äußern sich in in einem seiner Schlüsselsätze, die auch den thematischen Kern dieses Hörstücks andeuten: "Unsere Tage werden kürzer und kürzer".

Die Stimmen von Astrov, Sonja, Serebriakow und Helena werden von Dalia Storyk, Kostas Smoriginas, Dalia Overaite und Vladas Bagdonas wiedergegeben.


II. RUST
von
Andrew Yencken


Produktion: Andrew Yencken, 1994

PLAY
- 15' 14"

Geräusche von Wasser, das sich in Außen- und Innenwelten, sowie in radiophonen Räumen bewegt, regen zur Meditation an. Das akustische Zwischenspiel von Wasser, Holz, Eisen und Stein hat Andrew Yencken am Sydney Harbour aufgezeichnet und zu Samples verarbeitet.

Eine zweite Hörebene von "Rust" entsteht durch die Wiedergabe eines Radioberichts über ein Ereignis aus einer anderen Zeit und an einem vom Naturgeschehen am Sydney Harbour weit entfernt liegenden Ort: Radio Moskau berichtet vom Leid der Zivilbevölkerung während der Leningrader Blockade im Jahre 1941. Verbunden werden die beiden Ebenen dieses Hörstücks durch metaphorische Elemente, die sowohl für die erstgenannte, als auch für die zweite Hörebene von Bedeutung sind: Wasser, Holz, Eisen und Stein. Sie formen zusammen das akustische Umfeld des Hafens ebenso wie jenes der damals scheinbar dem Tod geweihten Stadt Leningrad. Einer Stadt, die aus eben diesen Elementen gebaut ist.

"Meine Absicht war, auf die Doppeldeutigkeit von abstrakten und assoziativ besetzten Klängen anzuspielen, dabei entstanden starke visuelle Eindrücke", erläutert der Autor.

Für dieses Stück, das er als "Film fürs Radio" bezeichnet, wendet er jene Techniken an, wie sie auch in der "musique concrete", sowie in der Filmmusik und in der elektroakustischen Musik zu finden sind.


(Dem ORF KUNSTRADIO ist es gelungen, sich die weltweite Erstsendung dieser Arbeiten zu sichern.)

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1995 Calendar 2