PLAY
von Konrad Becker
Mit Fritz Grohs und Ferdinand Schmatz
(TRIVIAL RADIO).
Becker und seine Mitgestalter machen es dabei ihren Zuhörern nicht ganz einfach, Fiktives und Reales auseinanderzuhalten. Aber gerade dieses Vermischen von Dichtung und Wahrheit scheint das Reizvolle an ihrem als"Live-Mix der Freibeuter das Äthers" gestalteten Programm zu sein. Zu hören ist eine simulierte Live-Sendung mit Telefonschaltungen, im Studio sorgfältig vorproduziert. Spontanität und Aktualitätsbezug muß dennoch nicht vermißt werden: die Texte, unterlegt mit Slogans und Werbe-Jingles von Fritz Grohs, sowie mit einem Sound-Teppich, werden erst ganz zum Schluß geschrieben.
"W.O.W." kann auch als Persiflage auf den "ganz normalen Wahnsinn" des täglichen
Talk-und-Live-Radios aufgefaßt worden: "der Zauber des Allgemeinplatzes",
"Selfulfilling Sillyness medialer Zwangsbeglückung" (Konrad Becker) erhält
darin eine neue erheiternde Dimension. Alles, was sich da so im Laufe eines
Radio-Tages seinen Weg via Ätherwellen in die Ohren des Publikums bahnt,
haben Becker & Co. zu einer 45-Minuten-Sendung komprimiert: von den Fortsetzungsromanen
bis hin zu Talkshows und Studiodiskussionen: alles wurde vom Trivial-Radio-Team
inszeniert. Selbst das Geklirr der Sektgläser während einer "Live-Diskussion"
in einer Bar kommt aus dem Studio.
Überraschungseffekte kommen jedoch keines wegs zu kurz: fantastisch ausgeklügelte
Live-Gags lösen Verwirrung und Erstaunen aus und lassen dadurch so manch
echten Live-Beitrag, umso deutlicher als banal, abgeschmackt oder dümmlich
erscheinen.
