KUNSTRADIO


"RADIOLABOR - Resonanzen"
Hörbilder zur ARS Electronica 92


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Realisation: Projektgruppe RADIOLABOR in Zusammenarbeit mit dem ORF/Landesstudio OÖ,
dem Offenen Kulturhaus Linz und der ARS Electronica


"RADIOLABOR" nennt sich eine Gruppe junger Linzer Kulturaktivisten und Künstler (Bert Estl, Rudolf Danielczyk, Christoph Fürst, Walter Nadler, Thomas Pichler und Mark Voika), die mit ihrem Projekt "Resonanzen" im Rahmen der ARS Electronica 92 die kreativen und demokratischen Möglichkeiten eines freien und nichtkommerziellen Radios ausloten will.

"RADIOLABOR" - das klingt nach Experiment, nach Innovation. Die "RADIOLABORanten" beweisen mit "Resonanzen", daß sie ihren Namen nicht zu unrecht tragen. Denn ihre Art, direkt am Ort dew Geschehens Tonmaterial aufzunehmen, zu bearbeiten und zu.senden, unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von der konventionellen Arbeits weise der Radiomacher.

Die RADIOLABOR-Mitarbeiter verstehen sich nicht als "ARS Electronica Korrespondenten" mit reiner Informationsfunktion: sie wollen dem Hörer vor allem Eindrücke des Geschehens vermitteln. Ihre Ton- Collagen lassen der eigenen Vorstellung und Fantasie viel Frei- und Spielraum, neue Hörgewohnheiten können entwickelt werden: "RESONANZEN" soll und darf nicht Erklärung der ARS Electronica sein, sondern vielmehr ein mosaikartiges Amalgam, ein subjektiver Hör Erlebnisbericht, ein fragmentarisches Hör-Bild des täglichen und nächtlichen Geschehens der ARS Eleetronicall (RADIOLABOR Uber die Gestaltung der Sendung).

RADIOLABOR möchte mit der Sendereihe "RESONANZEN" eine Kommunikationsverbindung zwischen der "Nano-Welt" (der ARS Electronica) und der "Exo-Welt" (den Zuhörern) herstellen. Das Studio, von dem aus live gesendet wird (für diese Kunstradio-Sendung, sowie Ö3 lokal OÖ), wurde zu diesem Zweck während der ARS Electronica 92 im Linzer Bruckner-Haus installiert. An jedem Festival-Tag wird ein anderer Themenschwerpunkt aufgegriffen, wobei sich die RADIOLABORanten am jeweiligen Tagesprogramm der ARS Electronica orientieren (Tesla, Endo&Nano).

Die einzelnen Beiträge werden aus verschiedenen akustischen Bruchstücken (Geräuschkulissen, Interviews, Performances, Publikums reaktionen) zusammengemischt; es entsteht eine Sendereihe, die sowohl als Dokumentation, als auch als eigenständiges Kunstwerk be griffen werden kann.

Mit seinen Feed-back-Installationen gelingt es dem RADIOLABOR, den einseitigen, rein distributiven Programmvermittlungsprozeß her kömmlicher Machart zu vermeiden: ein "Leave a Message"-Apparat bietet die Möglichkeit, das Radioprogramm "Resonanzen" und/oder die ARS Electronica-Ereignisse zu kommentieren. Diese verbalen Publikumsreaktionen werden ins Sendematerial aufgenommen. Demokratische Programmgestaltung realisiert das RADIOLABOR aber auch, wenn es etwa nicht nur von den "Highlights", wie der Verleihung des PRIX ARS Electronica plus Gala, berichtet, sondern auch von den Vorbereitungsarbeiten für dieses Festival, die von den Ver anstaltern, den Handwerkern und den Künstlern hinter den Kulissen oft unter schwierigen Bedingungen geleistet werden.

Auch intern sind dem RADIOLABOR-Team demokratische Prinzipien vertraut: nach dem Rotationssystem kann jeder Mitarbeiter eine Sendung gestalten. Er hat die Möglichkeit, in die Programmgestaltung seinen individuellen Stil, seine subjektive Art der Annäherung an einen Tagesschwerpunkt den Festivals einfließen zu lassen. Für diese ORF-Kunstradio-Sendung hat RADIOLABOR die Höhepunkte des Festivalprogramme zusammengefaßt und das gesammelte, überarbeitete Material komprimiert. Dadurch können innerhalb der kurzen Sendezeit viele versGhiedene Aspekte der ARS Electronica vermittelt werden.


1992 CALENDAR 1