Christof Cargnelli, Peter Szely
und Martin Krenn, drei junge Musiker und Bildende Künstler, haben die Sendung
ihrer Komposition im ORF-Kunstradio zum Anlaß genommen, erstmals als "Demobilat"
in Erscheinung zu treten. "Demobilat" versteht es, unterschiedliche Töne,
Zwischentöne, Geräusche und Instrumentalklänge vielfältig
miteinander zu kombinieren und in ein teils rhythmisches, teils arhythmisches
Zusammenspiel zu bringen. Was "Demobilat" damit beweisen will: die einzelnen
Töne existieren gleichberechtigt neben und miteinander, es besteht keine
hierarchische Ordnung zwischen den einzelnen Tönen. "Für uns ist die
klassische diatonische Form nicht brauchbar, da sich zwischen den einzelnen
Halbtönen unendlich viele Töne befinden, die in konventionellen Setzungen
von harmonischen Tonsystemen außer acht gelassen werden. Daher ist für
uns der Begriff der Disharmonie irrelevant", sagen Cargnelli, Szely und Krenn.
Gleiches gilt für die Rhythmen in ihrer Komposition: "Rhythmen existieren",
erklären sie und meinen damit die grundsätzliche Akzeptanz von rhythmischen
und arhythmischen Elementen. Keines davon wird in ihrer Arbeit bevorzugt. Im
vorliegenden Stück sind Christof Cargnelli und Peter Szely an Gitarren,
Baß, Geige, Saxophon, Schlagzeug, Cello, sowie an selbstgebauten Instrumenten
und mit Samples zu hören. Martin Krenn bedient Keyboard und arbeitet mit
Sampler, Sequenzer und Drumpatterns. Weitere Geräusch- und Klangquellen,
die im Stück verwendet werden: Tonbandgeräte, hängengebliebene
Platten, Radio und Bandschleifen.
Das Kontrastieren von verschiedenen Klang-, Geräusch- und
Rhythmuselementen erzeugt verblüffende Effekte: nicht zu unrecht
meinen Cargnelli, Szely und Krenn, daß diese Differenzen zwischen
den einzelnen Elementen deren Qualitäten erst richtig zur Geltung
bringen und zu ihrer eigentlichen Definition führen. Das Rauschen
der Platte unterbricht die Reinheit des Vortrags von Carusos Stimme,
deren formale Schönheit dadurch umso klarer zum Ausdruck kommt.
Gitarrenspiel kokettiert mit den Brüchen und Differenzen des
Rauschens, wobei es seine eigene Dynamik entwickelt. Der Dialog
zwischen frei improvisiertem Geigenspiel und einer formal stringenten
Komposition für Geige endet im Betriebsgeräusch eines Radios.
Das zarte, zerbrechliche Spiel von vier Instrumenten wird von
einer kraftvoll verzerrten Gitarre jäh unterbrochen. Scheinbar
zufällig aufeinanderfolgenden Tönen wird ein streng
konzeptionierter Abschnitt entgegengesetzt. Lyrische, leichte Melodien
von Gitarre und Saxophon stehen in Opposition zu strikt berechneten
Einbrüchen harter und grober Gitarrenläufe: von
Geigenrauschen und gesampelter Betriebsgeräusche. Die Komposition
findet ihre konsequente Weiterführung in ihrer Auflösung, die
ein gleichwertiges Neben- und Miteinander von Geräuschen,
Melodien, Worten und Tönen ermöglicht. Töne existieren.