KUNSTRADIO


Selection
"ARS SONORA":
sechs Beispiele akustischer Kunst

ausgewählt von Jose Iges


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Mit dieser ORF-Kunstradiosendung startet eine Sendereihe, die die Zuhörer mit Beiträgen akustischer Kunst aus dem spanischen "Kunstradio"-Programm, der "ARS SONORA", bekannt machen will.
  • "On the Stillness of the Water" nennt sich der erste Beitrag von Emiliano des Cerro. Diese Arbeit ist als Klanginstallation konzipiert. Ihr Höreffekt: "... wie der Vers eines unendlichen Gedichtes über die Stille und die Einsamkeit" - so der Autor.

  • "Poema Consonantico" ist von Bartolome Ferrando, dem Begründer der Gruppe "Texto Poetico", die sich in den 70er Jahren der "Phonetischen Poesie" widmete und auch mit Performances in Erscheinung trat. "Poema Consonantico" ist ein kurzes Beispiel für die spezielle Form akustischer Kunst, der sich Ferrando in seinen Arbeiten verschrieben hat: die Poesie liegt für ihn nicht erst in der Bedeutung von Worten und Sätzen, sondern bereits in der Schönheit und Geschmeidigkeit der kleinsten Bestandteile - der Laute.

  • "Memoria" - ein Beitrag des jungen katalanischen Komponisten Jordy Russinyol, gewann 1989 den Preis für musikalische Arbeiten für das Radio. Als alternierende Klangelemente verwendet Russinyol die Stimmen und Laute von zwei Kindern.

  • Der nächste Beitrag wurde beim PRIX ITALIA 91 eingereicht: "Drift Nr 1: Palermo" von Pedro Elias. Zu hören sind Radioreportagen, die sich - simultan übertragen - gegenseitig überlagern.
    Es ist ein akustischer Streifzug durch Palermo, auf dem es einiges zu entdecken gibt: die Stadtbewohner, deren Stimmen und Gespräche zu hören sind, treten als Schauspieler auf. Sie spielen ihre eigenen Geschichten und Schicksale, ihr eigenes Leben. Gespräche, Kommentare, oft auch nur Wortfetzen oder Gefühle, die sie während ihrer täglichken Handlungen öffentlich oder im vertrauten Kreis äußern, werden aufgezeichnet. Pedro Elias läßt dabei dem urbanen Sound seine Ursprünglichkeit. Er lehnt es ab, die Klänge mittels Computer und Sampler zu verändern. Damit erreicht er, daß die akustischen Eigenheiten einer Stadt, in diesem Fall Palermo, erhalten bleiben.

  • Nach "Segundas Lagrimas" von Rafael Flores, einer ironisch heiteren Klangcollage, ist zuletzt noch ...:

  • "The Stairway of the Blind" von Luc Ferrari zu hören, eine Arbeit, die beim PRIX ITALIA 91 ausgezeichnet wurde. Von einem Platz in Madrid mit dem Namen "Blindenstiege" fühlte sich der Autor fasziniert: er empfand ihn als "poetische Realität", als surreal, als Symbol für seine eigenene künstlerischen Arbeiten, den Kompositionen fürs Radio. Für das Hörstück, dem er den Namen des Platzes als Titel gewidmet hat, verwendet er die literarische Technik der Kurzgeschichte. Das Besondere daran: Ferrari erzählt unrealistische Geschichten, für die er realistischen Material heranzieht. Eine Technik, die beim Zuhörer für Überraschungen sorgt. Die Elemente, die er dabei verwendet, sind in verschiedenen Sprachen verwoben. Jede Kurzgeschichte baut auf einem kleinen, akustisch vermittelten Ereignis auf: einem Klang, einer Atmosphäre, einem Wort.


1991 CALENDAR 2