KUNSTRADIO



II. "Homo Politicus Vulgaris"


von Arsenij Jovanovic



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In Zusammenarbeit mit Agnieszka Waligorska und Pekka Siren hat Jovanovic dieses Hörstück als Auftragsarbeit für das Dokumentationsprojekt des finnischen Rundfunks im YLEIS-Experimental-Studio in Helsinki realisiert.

Homo Politicus Vulgaris ist ein Beitrag akustischer Kunst, in dem der Autor auf die akutellen Geschehnisse in seiner Heimat Jugoslawien bezieht. Jovanovic dokumentiert nicht - dennoch legt er mit dieser Arbeit Zeugnis ab über das Grauen einer Epoche, über die Vergeudung von Menschenleben und den hohen Blutzoll im Namen von Ideologie und/oder eines falschen Nationalbewußtseins, mit denen sich Herrschaft und Gewalt stets zu tarnen wußte.

Die akustisch hör- und fühlbare Vermittlung von Angst, Terror und Krieg (Kinderweinen, Salven aus Maschinengewehren ...) wird laufend durch Ansprachen und Appelle unterbrochen: die formale und inhaltliche Demontage einer Fernsehrede des Generals der jugoslawischen Armee ist als Synonym für ein Morden und Kämpfen ohne Sinn und Vernunft wahrzunehmen.

In "Homo Politicus Vulgaris" geht es nicht zuletzt auch um die Erfahrung einer ganzen Generation, wie Jovanovic erklärt:
"In der wahnsinnigen und grausamen Geschichte der Menschheit hat es nur sehr wenige Generationen gegeben, die nicht zu Zeugen von Horror wurden. Meine Generation wird den Schrecken mit ins Grab nehmen. Ich bin Gewehrkugeln und Gefängnisgittern entkommen, aber der üble Geruch dieser Epoche wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Es gab nur zwei Möglichkeiten im Terrorregime stalinistischer Prägung: Tod oder Gefangenschaft. Die Überlebenden in meinem Land werden sich immer an die grenzenlose Dummheit und Verlogenheit dieser "Gulags" erinnern. "Homo Politicus Vulgaris" ist ein akustisch vermittelter Albtraum dieser Millionen von verfolgten Menschen".



1991 Calendar 2