KUNSTRADIO


"Die Welt bei Tag"


von Gue Schmidt und Fritz Rotter



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http://www.kunstradio.at/1991A/MP3/04_04_91.mp3
RBW 21 ist eine medizinische Formel. Sie bedeutet "relative biologische Wirksamkeit" auf den Menschen. RBW 21 nennt sich auch das Duo Gue Schmidt und Fritz Rotter - und das nicht zu unrecht. Ihre elektroakustischen Klangkompositionen haben "relatvie Auswirkung" auf den Hörer. Und das vor allem emotional. Beim Anhören von "Die Welt bei Tag" entstehen Bilder im Kopf. Man muß nicht gleichzeitig eine Video-Ausgabe von "Krieg der Sterne" laufen lassen, um sich, in einem Raumschiff im Weltall kreisend, von außerirdischen Phänomenen der Gewalt und der Zerstörung umgeben zu fühlen. Mit einem Wort: es entstehen Filmbilder. Die beiden Musiker lassen ihre Erfahrungen auf dem Gebiet der Video- und Filmprojekten durchklingen, setzen Visuelles in Akustik um. Ebenso wie der Film hat auch ihre Komposition einen deutlichen Ablaufrhythmus. Sie haben dazu zwei Synthesizer verwendet. Fixe Klangprogramme wurden auf bestimmte Klang- und Rhythmuselemente reduziert. Für die aggressiven, kriegerischen Elemente im Stück wurden Geräusche von Industriemaschinen und Kriegsgeschehen hineinmontiert. Die Kunst, die Musik - so Gue Schmidt - gibt die Möglichkeit, Aggression zu kanalisieren, sie in Kreativität umzusetzen. Die Auseinandersetzung mit der Gewalt in künstlerischer Form sollte das Bewußtsein dafür heben und sensibilisieren. In der Komposition von Schmidt und Rotter geht es vor allem um die Menschen, die dem Moloch Krieg aufgrund von Machtinteressen geopfert werden. Eine Tragödie der Menschheitsgeschichte, die auch an der Schwelle zum 21. Jahrhundert seine Fortsetzung findet. Diese Dramatik nachvollziehbar und emotional spürbar wiederzugeben, ist RBW 21 gelungen: die akustisch erzeugten Bilder im Kopf, fühlt sich der Hörer einer gewaltigen außerirdischen Kriegsmaschinerie gegenüber schutzlos ausgeliefert.


1991 CALENDAR 1