KUNSTRADIO


"Und was machen Sie, fragt nachbarin mich"


Listen


von
Ilse Kilic und Christine Huber


In dem Stück "Und was machen Sie, fragt nachbarin mich" wenden die beiden Autorinnen Ilse Kilic und Christine Huber ihre gemeinsamen Erfahrungen beim Live-Lesen vor einem Auditorium an. Auf die Frage, ob nun durch die Arbeit in einem Tonstudio eine neue Art des Lesens entstanden ist, meint Ilse Kilic:

"Ich glaube schon, weil bei unseren Texten ganz stark jenes Faktum eine Rolle spielt, daß sie sich eben verändern. Sie verändern sich so, wie wir sie erleben, wie die Texte bearbeitet werden, wie sie das Publikum hört. Das Radio bietet natürlich viele Möglichkeiten der Textkomposition: Übereinanderlesen, Gegeneinanderlesen, Montage, etc. Wir sind Live beschränkt auf die Lesbarkeit, wir können die Stimme nicht verändern; im Radio aber, tut sich ein weites Feld von Gestaltungsmöglichkeiten auf."

Neben der von den Autorinnen gestalteten Textinterpretation soll eine zweite Möglichkeit der Präsentation von Texten angeobten werden: Die Lesung von Texten von einer professionellen Schauspielerin. Maria Grandegger liest in einem weiteren Teil Texte von Ilse Kilic und Christine Huber.

"Was soll die Landschaft im Atlas", so nennt sich ein Antologieband im Verlag CH, von Christine Huber herausgegeben. Darin finden sich Texte u.a. von Ilse Kilic und anderen Wiener Autoren wie Peter Pessl, die so wie Christine Huber kleine Eigenverlage zur Publikation haben.

"Ich habe zu einer Publikation in einem Großverlag ein ambivalentes Verhältnis, weil ich glaube, daß sich dadurch der Text verändern würde. Ganz abgesehen davon, daß es unwahrscheinlich ist, das ein Großverlag an uns herantreten würde. Selbst Sachen herauszugeben, hängt auch mit der Konkurrenzsituation zusammen. Einerseits gilt man als experimenteller Autor als unverkäuflich, andereseits bildet sich eine Szene von Kleinverlagen heraus, die sich konkurrieren."

"Unwichtig" heißt eine Antologie, die Ilse Kilic und Christine Huber zum Thema "Schreibende Frauen" herausgegeben haben. "Arbeit" wird in diesem Buch hinsichtlich des Zusammenhangs mit Kunst defieniert. "Es ist ein ständiges Kitten zwischen einer sehr priveligierten Situation: man sucht sich aus, wenn man am Morgen aufsteht und wann man ins Bett geht. Man kann seine Arbeitszeit frei wählen und hat aber andererseits eine ökonomisch katastrophale Situation. Diese Spannung ergibt einen Zwiespalt, wenn man sich fragt: warum? Gesellschaftlich wird Arbeit oft gekoppelt mit "Leiden", was kein Wunder ist, wenn man sich die gesellschaftlichen Arbeitsbedingungen ansieht."



1991 CALENDAR 1