KUNSTRADIO


I
"Fluß-Traum"

II
"Hörspiel TonCollage wie umgedreht"


von Egon A. Prantl


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Der 1947 geborene Poet, der seinen Namen klein schreibt und e.a.p. abkürzt, lebt in Innsbruck das er incambs schreibt. Incambs ist also schon Teil der Schreibweise Prantls, einer Schreibweise die Wortteile, einzelne Schriftzeichen, Interpunktionen genauso als Material behandelt wie ganze Textpassagen die zerschnitten auf Seiten geklebt werden, dort Platz lassend für anderes Material - selbst geschriebenes und vorgefundenes, Fotos, Zeitungsausschnitte, Skizzen usw. Daß die Schriftbilder des prantelschen Gedankenflusses sich bislang nicht nur zu Büchern kristallisierten, sondern immer wieder auch zu Hörspielen, ist vor allem Manfred Mixner zu danken der auch das Hörspiel "Fluß-Traum" als solches erarbeitet hat. Das heißt in e.a.p's Werk auf die Suche nach bestimmten Inhalten ging, die gefundenen Stellen in Zusammenarbeit mit dem Autor neu collagierte und sodann Rollen und schließlich Schauspielern und Geräuschen zuordnete.



Zu dem Hörspiel "Fluß-Traum"
ein Essay von Egon A. Prantl:

"Pikante Melodie oder Hörspiel ist gleich TonCollage wie umgekehrt: Geradewegs auf die Frage was bedeutet Schriftstellerei im Zusammenhang mit sogenannter Radioarbeit vielmehr die Frage wer kann von den Radiomenschen kann mit irgendeiner wie auch immer sogenannten experimentellen Schreibe was und wie anfangen. Ergibt sich die Antwort fast von selbst. Im nämlichen muß diese wie die andere Arbeit Hand in Hand gehen. Vom Schriftsteller her wie denn vom Regiessieur, dem Tonmeister der, Redaktion. Buchstaben hörbar machen, vielmehr Gedanken. Sodenn wäre zur Zeit des großen Los Passos eine Hörfunkarbeit aufs Äußerste interessant gewesen. Allerdings in Zusammenarbeit mit dem Los Passos gedacht. Gestaltet als TonCollage - Partweis. USA Trilogie - was denn auch für den Alfred Döblin sein Alexanderplatz zu gelten hat und schon kein Wort ist mehr über den Wolf Dieter Brinkmann zu verlieren. Break. Eine Gedankenkonkretisierung von den Gedanken hörbar machen. Enfin höre ich Going Home by Ten Years After z.B. Dann habe ich vielleicht eine willkommene Assoziation zu dem Cenn State University Killing von 1970 a.d. Denke an den Krieg Brain Chain. Vietnam - habe das Scheitern, die Knüppel der Bullen im Hirn. Gehe einen Schritt weiter zurück. Bin bei Hitler, Stalin. Krieche wieder vor zu Meinhof, taste mich durch den Sommer 68 und dies alles in Sekundenschnelle. Voila eine Aufhebung von Zeit und Raum findet statt. Die Ungeheuerlichkeit an sich und für mich das Paradebeispiel einer TonCollage. Das Hörspiel "Fluß-Traum" andererseits doch wieder eine Collage wenngleich so völlig anders. Manfred Mixner der Freund und Wegbegleiter seit der frühesten literarischen Stunde an, kennt und weiß um Texte, Gedanken dermaßen gut bescheid, daß ihm ein oder mehrere Texte unbedingt anvertraut werde können meinerseits ohne mit der Wimper zu zucken. Was denn heißt, es herrscht unbedingtes Vertrauen zwischen dem Mann welcher den Text, die Gedanken hörbar macht und dem Schriftsteller dem Ich.

Am Beispiel "Fluß-Traum" nun ging der Manfred Mixner her, verwendete eine ganze Fülle von Material aus den verschiedensten Schreibepochen um dieses Material nach Männermythen zu durchforsten und diese ad absurdum zu führen und zwar durch sich selbst. Eine Aufhebung des Mythos durch den Mythos. Was da war um dieses Hörspiel zu bauen an Architektur war ein Gespräch an den Ufern des Flusses zu incamps und ein minimales Gerüst von Personen und Gesprächsfetzen. Aus diesem minimalen Plane gelang dann die Produktion. Härteste Arbeit für den Kunstradiomacher gebe ich gerne zu. Mitnichten jedoch etwa in leichter die Arbeit des Schreibenden der ich, enfin, die Entscheidung der Hörbarkeit von Gedanken bedingungslos abgibt. Wobei noch zum Thema Collage zu sagen wäre - ist nicht der Roman aller Romane Finnigans Wake die Collage an sich? Was denn heißt, daß jener welcher den Wake nicht hörbar liest sich fast um jede Chance bringt den Roman sich zugänglich zu machen. Bedeutungslos? Wer liest schon Finnigans Wake? Mitnichten - womit eine Hörbarmachung der Schreibarbeit unumgänglich geworden ist."



1990 CALENDAR 1