KUNSTRADIO


"Ein kleiner Tod"


von Wolfgang Hattinger


Mit dem Ausdruck "Ein kleiner Tod" ist nicht nur der physische Tod ist gemeint, er ist eine ebenso eine Metapher für das Aufgeben einer Sache, ohne zu wissen, was danach folgt, für das Los- und Geschehenlassen. Auch der Schlaf wird als "kleiner Bruder des Todes" bezeichnet. Im Zustand zwischen Wachsein und Schlafen findet "ein Paradigmenwechsel statt: die Entscheidung in die Bewußtlosigkeit zu gehen mit dem Vertrauen, daß der nächste Tag dort fortsetzt, wo der alte aufhörte". Wolfgang Hattingers musikalische Idee ist die Verwendung von Formen, die ganz klar voneinander getrennt sind und mit denen ganz genau umgegangen wird. Der Unterschied von Musik zum Text ist für ihn die semantische Ebene, die bei der Musik einen größeren Freiraum für Interpretationen offen läßt. Das Hörstück hat daher mehrere Ebenen wie Reflexionen, Radiogeräusche und Dialoge.

Um einen hohen Grad an Authentizität zu erreichen, legte Wolfgang Hattinger das Mikrophon neben sein Bett, um den Zustand zwischen "Noch-Kontrollieren können" und "Weggetreten-Sein" besser aufnehmen zu können.



1990 CALENDAR 1