KUNSTRADIO


ARS ELECTRONICA 89
RADIOKUNSTNACHT LIVE

"The last words of Gertrude Stein"


von Hank Bull

Beim Projekt des Kanadiers Hank Bull waren die Zuhörer und Zuhörerinne aufgefordert, über Telefon in Form von Fragen einen Beitrag zu leisten. Allerdings wurden die Fragen der Zuhörer und Zuhörerinnen nicht beantwortet, sondern zu einem Chor von Fragen geordnet. Die Fragen der Zuhörer und Zuhörerinnen vermischten sich mit bereits gesammelten Fragen in verschiedenen Sprachen. Hank Bull's Radioarbeit basierte auf einer Anektote vom Sterbebett von Gertrude Stein: Auf dem Totenbett wurde Gertrude Stein gefragt: "Gertrude, wie lautet die Antwort?". Und sie entgegnete als letzte Worte: "Wie lautet die Frage?".

Nach Ansicht von Hank Bull stellt auch die Kunst Fragen, ohne sie zu beantworten. Die Liberalisierung der Medien in politischer und ökonomischer Hinsicht aber auch durch medienimanente Dinge wie die mögliche Interaktion bewirkten auch die Infragestellung herkömmlicher Konzepte. Für Hank Bull stellte es eine Tatsache dar, daß wir in einer interaktiven Welt leben. Allerdings ist die Interaktion häufig chaotisch: "Sie verkauft, sie steuert, sie kontrollier, sie wünscht - aber welchen Weg nimmt sie?" Hank Bull möchte "einen Ruhepunkt in der Mitte, die Stille in all dieser Bewegung finden, sodaß ein Aufenthalt im Zentrum eines Stahlwerkes so ist, als säße man in einer Wiese." Diese neuen Kommunikationsmodi werden zwar von allen benützt, doch nach Ansicht von Hank Bull sind "die Künstler die einzigen, die diese Technologien benützen können, nicht um zu kaufen oder verkaufen oder die Welt zu retten, sondern einfach um sie atmen zu lassen, um einen offenen Raum zu schaffen. Denn schließlich leben wir im Raum-Zeit-Alter."

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1989 CALENDAR 2