KUNSTRADIO


I.

Ein Porträt von Peter Cusack


Der Gitarrist und Toningenieur Peter Cusack arbeitet seit den frühen 70er Jahren mit improvisierter und elektroakustischer Musik. Peter Cusack absolvierte Auftritte mit Mischa Mengelberg, Evan Parker, Fred Frith, Nicolas Collins u.a. in Europa, Kanada und den USA, schrieb Kompositionen für Tanztheater, Film und Fernsehdokumentationen und kann auf viele Plattenaufnahmen verweisen. Neben seines Improvisationen war er auch stets bestrebt, Naturgeräusche in seine Kompositionen zu integrieren.

"Ich mag den Begriff "Kunst" nicht, denn er scheint alles auszuschließen, was ich schöpferisch nenne. Was mich am meisten interessiert, ist der Umwelt zu lauschen. Die Umwelt klingt genau so gut wie irgendein Stück Musik" (Peter Cusack bei ars electronica 88 in Linz)

1989 trat Peter Cusack zusammen mit der Feldkircher Stadtkapelle beim "Forum Feldkirch" auf. Eine eigens für das Radio gemixte Version (und daher ohne Stadtkapelle) eines der Stücke ist das Stück "Bird piece", in welchem Peter Cusack eine Gitarrenmelodie mit den Lauten afrikanischer Vögel verbunden hat.

Peter Cusack interessierte sich seit seiner Kindheit für Vögel und Tiere und verbrachte viel Zeit damit, ihnen zuzuhören. Sein Interesse für die Klänge der Natur hat sich im Lauf der Jahre ausgeweitet auf alles, was hörbar ist egal ob Sprache, Musik oder Umweltklang. Mit Umweltklang meint Cusack nicht nur die Geräusche der Natur, sondern alles das, was uns um umgibt und klingt und verwendet dafür den Begriff "Sound-Environment". Cusack findet es störend, daß sehr viel über Umweltproblematik aber nur ganz wenig über die Klänge der Umwelt als einen Teil dieser Problematik gesprochen wird.

Er beurteilt Umweltgeräusche nicht nach musikalischen oder ästhetischen Kriterien, denn das ganze Leben hänge vom Hören ab, für die Alltagsbewältigung sei das Hören essentiell. In seinen Stücken will Peter Cusack zu dieser Tatsache einen Bezug herstellen. Für ihn ist wichtig, daß die Klänge - einmal aufgenommen - nicht mehr verändert werden und als solche auch erkannt werden können. Es gibt für ihn keine verbindliche Definition von Musik und Geräusch, aber zwei verschiedene Wege des Hörens, das Musikhören und das Hören von Geräuschen: eine Melodie eines musikalischen Stückes stehe für sich selbst ("das ist eine schöne Melodie"), während beim Klingeln eines Telephons nur das Telephon nicht aber das Geräusch wichtig sei.

Peter Cusacks Interesse liegt auf der teilweisen Aufhebung und Vermischung dieser Arten des Hörens. Das westliche Ohr teile sehr stark in Sprache, Musik und Umweltklänge und bewerte und verwende dieses Wahrgenommene unterschiedlich. Nicht alle Gesellschaften würden eine derart strikte Trennung durchführen. Diese Art der nicht immer bewußten Aufnahme bestimme großteils unser Denken über die Umwelt.


(Sound in Arbeit) "peep show"
Ein Hörstück von Peter Cusack gemeinsam mit dem Musiker und Musikinstrumentenerfinder Max Eastley.

"Radio ist das einzige Medium, in dem es ausschließlich um das Hören geht. Wenn man aber im Radio Dinge ohne eine visuelle Zusatzinformation hört, dann stellen sich im Gehirn von selbst Bilder und visuelle Effekte ein. Ein wichtiger Effekt des Radios ist daher nicht nur das, was man hört, sondern das Enstehen einer großen Vielfalt von visuellen Bildern. Ein Vorgang, der nicht geschieht, wenn man gleichzeitig etwas sieht." (Peter Cusack)


1989 Calendar 1