KUNSTRADIO

"Die Wahrheit ist eine Aussage, deren Gegenteil ebenfalls eine tiefe Wahrheit ist".

Die letzte Sendung war den "Dunklen Seiten des Radios" gewidmet, jenen Versuchen von Undergroundkünstlern, die Wahrnehmungsschwellen zu unterlaufen und Musik als Mittel zur Bewußtseinserweiterung einzusetzen. Im Zeichen des Paradoxismus ist es jedoch geradezu die Unterhaltungsindustrie, also das genaue Gegenteil des Undergrounds, die jene Ansprüche auf Bewußtseinsbeeinflussung am besten erfüllt ("Von Bedeutung ist, was sich verkauft").

Andy Warhol hat gezeigt, daß sich die Kunst nicht von vornherein dem Publikums- und Massenerfolg verweigern muß, um "Kunst" genannt werden zu dürfen. Dennoch setzt "Happy Radio" bei zwei von Armin Medosch genannten Prämissen an:

Der moderne Mensch hat erstens keine Zeit und bedarf daher eine möglichst schnellen und lauten Mitteilung. Er ist zweitens anspruchsvoll und vergeßlich und bedarf einer einprägsamen und unterhaltungsvollen Form der Präsentation.

Um diese Anforderungen optimal erfüllen zu können hat "Happy Radio" hat sich mit dem "Popsong", dem "Ohrwurm" und beispielsweise seinen Assoziationsmöglichkeiten in der Werbung und der damit verbundenen Verschiebung der sinnlichen Wahrnehmung vom Visuellen zum Auditiven auseinandergesetzt.

"Happy Radio" verpackt Medien- und Radiogeschichte in einer geschickten Collage aus bekannten Songs der Popgeschichte und gesprochenen Texten (wie vom Medientheoretikern Friedrich Kittler) und anhand bedeutender Ereignisse der Weltgeschichte wie moderne technische Erfindungen (die u.a. zur ersten Mondlandung führten) oder der Kriegsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Das Motto dieses Themas umschreibt Armin Medosch kurz und einfach mit "lieber im Schnellkurs als im Diskurs. Happy Radio ist sauber, problembewußt und gibt Frische für den ganzen Tag".