KUNSTRADIO


I.

"Tanz für ein Galiola"


von Arsenije Jovanovic

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Dauer: 23'04"

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"Tanz für ein Galiola" bezeichnet Arsenije Jovanovic als seine persönlichste Radioarbeit. Sie entstand in den 70er Jahren nach einem schweren Unfall. Lange Zeit war die Arbeit verschollen, bis Jovanovic eine Kopie davon fand. Galiola ist der Name einer kleinen Insel vor der Küste Yougoslaviens. Doch dieser Name steht für viel mehr - für das Leben, für die Sehnsucht nach Liebe, Schönheit, Ganzheit, nach dem erlebten Leben. "Wo kommst du her Wanderer, wo gehst du hin Tramp?" heißt es an einer Stelle des "Tanzes für ein Galiola". Und die Antwort lautet: "Von Madonna nach Galiola, von Deil nach Galiola, von Krisch nach Galiola, von Gustina nach Galiola, von Carminica nach Galiola. Galiola Meer, Galiola Wind, Galiola Muschel, Galiola Alge, 2 Galiolas, ein Galiola, nur ein Galiola. Wo ist Galiola? Gibt es Galiola? - es gibt kein Galiola" heißt es im Text und dann: "Galiola Vogel - Muschel, Muschel - Mädchen, Galiola - Wind - Fisch - Raserei, Galiola - Alge - Sand - Illusion, Galiola - Licht - Wasser - Abwehr, Galiola - Westen - Osten - Süden - Norden, Galiola - Nordsturm - Unwetter, Galiola - Südwind - Mistral - Tramontana." Und später: "In Muscheln im Sand, in Schuppen gewichtlos phosphorfarben, im Todesschrei eines Vogels, tief unter Sand und Felsen, unter sovielen Weggeworfenen und zufällig verlorenen Dingen, überall in jedem Kristall der gebrochenen Sonne, verängstigt im versteinerten Fleisch ziehe ich dahin, ziehe dahin wie die Schatten blutleerer sehr zarter Vögel. Flut und Ebbe der Schmerzen.

Wieviele Stunden gibt es dort hinter dem unwirklichen Horizont des Bewußtseins, hinter der trügerischen Mauer der Vernunft. Doch man muß die Worte des "Tanzes für ein Galiola" nicht verstehen, um von der Stimmung dieses Werkes berührt zu werden.



1988 Calendar 2