KUNSTRADIO


Peter Sellars
und seine Arbeiten für das Medium Radio


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http://www.kunstradio.at/1998A/MP3/04_02_88.m3u
Peter Sellars, amerikanisches Regiewunderkind im Dezember 1986 UA seiner Theaterproduktion "Zangesi" in Los Angeles. Zangesi eine Architekur aus Erzählungen vom russischen Symbolisten und Futuristen Welimir Chlebnikov sein letztes Werk. Chlebnikov stellt sich die Sprache als architektonische Gebilde vor.

Vor seine Theaterversion hat Peter Sellars "Zangesi" als Hörspielversion, als Hörstück, als Radioversion konzipiert.

"Zangesi" wurde 1923 ein Jahr nach dem Tod seines Autors Welimir Chlebnikov von seinem Freund Wladimir Tatlin in Leningrad zum ersten und letzten Mal aufgeführt, bis Peter Sellars es als Radioarbeit in Angriff genommen hat.

Um das Stück zu kreieren, verwendete Sellars Samples und eine Stimme. Alle Sounds entstammen von sehr einfachen Klängen, die immer wieder verändert wurden, wie z.B. Samples einer ornitologischen Klangsammlung.

Radio ist für Peter Sellars eine wirklich demokratische Kunstform, da es beinahe jeden auf der Welt erreicht. Radio kenne keine Beschränkungen, Radio sei ein Medium mit dem man allein ist, dadurch reagiere man auf diese Medium ganz persönlich. Was Zangesi so toll mache, ist, daß es alle Schranken der Formalität niederreiße. Mit dem Radio könne man Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen erreichen, während man beim Fernsehen sofort jede andere Tätigkeit aufgibt. Zentrales Element des Mediums Radio sei die Beziehung von alltäglichen Lebensmustern und Kunst.

John Cage, El Lisitzky und Malewitsch haben Peter Sellars in seiner künstlerischen Arbeit sehr stark beeinflußt. Viele Stücke von Peter Sellars sind vorerst als Radiostücke konzipiert. Er liebt die Vorstellung, daß ein Soundgebilde schon existiert und das Geschehen erst dann dazu passiert. Sellars sieht gerade in der heutigen Zeit eine Erweiterung der theatralen Möglichkeit durch den Sound.

Besonders im Bereich der Psychoakustik ist es möglich, ein Gefühl durch die akustische Kulisse hervorrufen. Einige Stücke von Peter Sellars hatten beispielsweise keine Bühnenausstattung, dafür aber eine Klangausstattung. Es entstanden akustische Räume mit allen Facetten von menschlichen Gefühlen.



1988 CALENDAR 1